20.11.2023
Das REHAB Basel bietet eine massgeschneiderte Versorgung beim Post-Covid-Syndrom an. Drei Therapeutinnen aus den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Neuropsychologie berichten in Videointerviews von ihren Erfahrungen.
Im REHAB Basel werden Patient*innen mit dem Post-Covid-Syndrom (PCS) multiprofessionell versorgt. Das heisst, Diagnose und Therapie beruhen auf einer engen Zusammenarbeit von Fachärzt*innen aus den Bereichen Innere Medizin, Orthopädie und Neurologie sowie von Physiotherapeut*innen, Ergotherapeut*innen, Neuropsycholog*innen und Psychotherapeut*innen.
«Crashes» vermeiden
Allen am REHAB angebotenen therapeutischen Massnahmen ist gemein, dass sie individuell geplant und vorsichtig durchgeführt werden. Im Zuge von Post-Covid kann es zu Zuständen wie «Post Exertional Malaise» (PEM) oder «Post-Exertional Symptom Exacerbation» (PESE) kommen. Dies gilt es, wenn immer möglich, zu vermeiden. Unter PEM oder PESE versteht man eine Zunahme der Beschwerden bereits nach einer leichten körperlichen, kognitiven oder emotionalen Anstrengung. Aus der Behandlung von Patient*innen mit ME/CFS (Myalgischer Encephalomyelitis resp. Chronic Fatigue Syndrom), einer Erkrankung mit PEM als Kernmerkmal, weiss man, dass es sehr wichtig ist, das Risiko für sogenannte «Crashes» zu reduzieren.
«Pacen» statt pushen
In der Physiotherapie wird ein individuell dosiertes und begleitetes Training empfohlen. Dabei kommt das sogenannte «Pacing» zur Anwendung. Darunter versteht man das Selbstmanagement von Betroffenen zum Zweck eines schonenden und vorausschauenden Umgangs mit den eigenen Energiereserven. Nicht geeignet für Menschen mit dem PCS resp. mit PEM sind Interventionen, die auf einem vorgeschriebenen Trainingsaufbau und festen Trainingszeiten beruhen (Graded Exercise Therapy).
Die Ergotherapie arbeitet ebenfalls mit «Pacing», um angemessene Energie(spar)strategien zu vermitteln. Dabei geht es um die Gestaltung des ganzen Tages, rund um die Uhr, denn bereits das Bewältigen des normalen Alltags kann die Patient*innen mit Post-Covid körperlich, kognitiv und emotional stark anstrengen.
Übergreifend ist ein psychischer Anpassungsprozess für den günstigen Umgang mit der Post-Covid-Symptomatik unerlässlich. Vielfach ist eine professionelle psychologische Unterstützung notwendig.
REHAB-Leistungen im Überblick
Die einzelnen Disziplinen im REHAB Basel bieten im Rahmen der PCS-Versorgung umfangreiche Leistungen an. Eine Auswahl:
Videos für Fachpersonen, Betroffene und Interessierte
Eine spezifische Therapie auf der Grundlage evidenzbasierter Studien ist beim Post-Covid-Syndrom bisher noch nicht etabliert. Doch gibt es nützliche und hilfreiche Ansätze, um die Lebensqualität für die Betroffenen zu verbessern. Ergänzend zu diesem Text wurden Therapeutinnen aus dem interprofessionellen Team zu Behandlungskonzepten und deren Umsetzung interviewt. Die Videos sowie die unten aufgeführten Links sollen Fachpersonen bei der Behandlung von Patient*innen mit dem PCS unterstützen und den Patient*innen hilfreiches Aufklärungsmaterial an die Hand geben.
Clare Maguire, Co-Leiterin Physiotherapie im REHAB Basel
Eliane Ott, Ergotherapeutin BSc im REHAB Basel
Marianne Schneitter, Co-Leiterin Neuropsychologie und Psychologischer Dienst im REHAB Basel
Blog-Beiträge «REHAB Know-how»
Hier präsentieren Fachpersonen des REHAB Basel vertieftes Wissen zu Themen, die in unserer Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie relevant sind. Die Beiträge richten sich sowohl an ein Fachpublikum als auch an interessierte Laien.
Mindestens zehn Prozent betroffen
Wie häufig ist das Post-Covid-Syndrom eigentlich? Im Dezember 2019 traten die ersten Covid-19-Fälle auf. Rasch breitete sich die Erkrankung als Pandemie über den gesamten Globus aus, und bald zeigte sich, dass es bei einem beträchtlichen Teil der erkrankten Personen zu langfristigen Folgeerscheinungen kommt. Nach konservativen Schätzungen sind zehn Prozent der an Corona erkrankten Personen vom PCS betroffen. Davon entfallen zehn bis dreissig Prozent auf Patient*innen mit einem leichten oder moderaten Verlauf, fünfzig bis siebzig Prozent auf hospitalisierte Fälle und zehn bis zwölf Prozent auf geimpfte Personen (Davies et al., 2023).
Über 200 Symptome
Als «Post Covid» werden laut WHO (World Health Organisation) Symptome bezeichnet, die infolge einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus (severe acute respiratory syndrome coronavirus 2) auftreten und nicht durch eine andere Diagnose erklärt werden können. Die Symptome müssen zwölf Wochen nach Beginn der Infektion noch immer andauern und mindestens zwei Monate lang bestehen, um die Definition des Post-Covid-Syndroms zu erfüllen.
Das PCS umfasst ein breites Spektrum von über 200 Symptomen, die sämtliche Organsysteme betreffen können. Zu den häufigsten Symptomen gehören: krankhafte Erschöpfung (Fatigue), Belastungsintoleranz, Dyspnoe, Brust- und Gelenkschmerzen, Husten, gastrointestinale und neurologische Symptome, kognitive Probleme, Kreislaufprobleme, Riech- und Geschmacksstörungen.
Ursache noch ungeklärt
Zwar werden die biopathologischen Grundlagen des Post-Covid-Syndroms immer besser verstanden, doch ist die Pathogenese in vielen Teilen noch unklar. Sie ist multifaktoriell und nicht bei allen Menschen gleich. Bislang gibt es keine spezifischen diagnostischen Marker oder bildgebende Befunde, um die Diagnose PCS zu bestätigen. Die Diagnose eines PCS muss daher klinisch gestellt werden. Als Ursachen kommen in Betracht: die Persistenz des Virus im Körper, postinfektiöse strukturelle Gewebsschäden, Dysregulation des Immunsystems, des autonomen Nervensystems, des Gefässsystems und des zellulären Energiestoffwechsels.
Informationsplattform
Informationsblätter vom World Physiotherapy Day 2021 (PDF)
Leitlinien
Publikationen