17.11.2022
Im REHAB Basel betreut die 33-jährige Pflegefachfrau Laura Zimmermann Menschen, die ganz von vorne beginnen müssen. Nach einem Unfall oder einer Krankheit müssen sie das Sprechen, Gehen und manchmal sogar das Schlucken wieder neu lernen. Laura Zimmermann gibt Einblicke in eine Arbeit, die sie fordert - und erfüllt.
Laura Zimmermanns Alltag ist geprägt von vielen kleinen Schritten. Im REHAB Basel arbeitet sie seit bald zehn Jahren mit Patient*innen, die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben. Sei dies bei einem Verkehrsunfall, bei einem Sportunfall oder bei Schicksalsschlägen wie einer Hirnblutung oder Erkrankungen wie Multiple Sklerose.
Die Menschen, die im REHAB Basel zur ihr auf Station 2 kommen, sind auf eine intensive Betreuung angewiesen: Manchmal ist eine Körperhälfte gelähmt, manche Patient*innen können noch nicht wieder selbst atmen, nicht selbst essen, manche müssen das Sprechen trainieren oder die tägliche Körperpflege neu erlernen.
Auf Station 2 sind auch immer wieder Menschen anzutreffen, die einen Helm tragen. Deren Schädeldecke musste geöffnet werden, um nach einem schweren Schlag die Schwellung des Gehirns abklingen zu lassen.
Die Diplomierte Pflegefachfrau Laura Zimmermann begleitet diese Menschen ganz nah, wenn sie sich im REHAB Schritt für Schritt zurück ins Leben kämpfen. Oft kommen sie direkt von der Intensivstation des Akutspitals ins REHAB und verbringen hier die erste Zeit nach dem Unfall oder der lebensverändernden Krankheit.
Laura Zimmermann nimmt sie am Morgen auf, wäscht sie, hilft beim Frühstück oder wechselt Verbände. Sie verabreicht mehrmals täglich Medikamente und tut dies zwischen den zahlreichen Therapien, welche die Patient*innen absolvieren. Denn im REHAB arbeitet ein interprofessionelles Team an Ärzt*innen, Pflegefachpersonen und Therapeut*innen eng zusammen, damit die Patient*innen so schnell und so gut wie möglich Fortschritte machen.
"Das REHAB ist ein bisschen wie ein Trainingslager", sagt Laura Zimmermann. "Die Patient*innen absolvieren täglich drei bis fünf Therapien, sie haben es streng!" Sie machen Ergotherapie und Physiotherapie, gehen in die Logopädie, nehmen wenn nötig psychologische Betreuung in Anspruch und setzen sich in der Sozialberatung auch mit ihrem Leben nach der Rehabilitationsphase auseinander.
Der Weg vom Eintritt bis zum Austritt dauert oft mehrere Monate und so kann Laura Zimmermann die Entwicklung der Patient*innen über eine längere Zeit beobachten. Manchmal sind es scheinbar kleine Dinge, die besser funktionieren - zum Beispiel, dass jemand den Arm wieder bewegen kann oder ein paar wenige Schritte am Geländer entlang geht. "Jeder noch so kleine Fortschritt ist bedeutsam", ist Laura Zimmermann überzeugt.
Die lange Rehabilitationsphase bringt es mit sich, dass Laura Zimmermann ihre Patient*innen sehr gut kennt. "Da ich sie täglich sehe und viel Zeit mit ihnen verbringe, kenne ich oft fast ihr ganzes Leben." Auch die Angehörigen werden in die Rehabilitation miteinbezogen und so ist Laura Zimmermann auch für sie oft eine wichtige Ansprechperson.
"Es ist schön, dass wir die Menschen über eine längere Zeit begleiten dürfen", sagt die gebürtige Elsässerin. "Doch es gibt natürlich auch Momente, die schwer wiegen." Besonders die Schicksale von Patient*innen im Teenageralter würden ihr sehr nahe gehen, oder wenn Mütter oder Väter von kleinen Kindern hier liegen. "Das ist schon sehr bewegend."
Laura Zimmermann ist selbst Mutter von zwei Mädchen von vier und sieben Jahren und kann nachfühlen, wie sehr ein solcher Schicksalsschlag eine Familie belastet. "Aber ich konzentriere mich immer darauf, diese Menschen vorwärts zu bringen, so dass sie ein gutes Leben führen können."
Die Bedingungen dafür seien hier im REHAB ideal. Sie spricht die Qualität der Pflege an, den Platz, den sie zur Verfügung haben, sowie die vielen Spezialist*innen, die sich gemeinsam um die Patient*innen bemühen. Und natürlich das viele Licht, das in den Bau einfällt, der so gar nicht aussieht wie ein Spital.
Seit November 2021 ist für die Diplomierte Pflegefachfrau Laura Zimmermann ein neues Kapitel im REHAB angebrochen. Sie hat ihr Pensum von 70 auf 90 Prozent erhöht und hat die Stationsleitung übernommen.
Seither kümmert sie sich um die Leitung des gut 20-köpfigen Teams, schreibt Einsatzpläne, führt Beurteilungsgespräche, schlichtet bei Konflikten, arbeitet neue Mitarbeiter*innen ein "und vieles mehr", wie sie sagt. "Vieles ist Neuland für mich und eine ziemliche Herausforderung."
Weg von den Patient*innen ist sie trotzdem nicht. Sie ist bekannt dafür, dass sie gut stechen kann, also Venenzugänge legen, und manchmal wird sie extra dafür gerufen. "Oder die Patient*innen kommen direkt in mein Büro" erzählt sie lachend.
Auch bei der "Börse", der allmorgendlichen Besprechung im Team, ist sie mit dabei und hat nach wie vor den Überblick über die maximal 17 Patient*innen auf ihrer Station.
Damit ihr die administrative Arbeit als Stationsleiterin bald so leicht von der Hand geht wie das Legen von Venenzugängen, macht sie nächstes Jahr berufsbegleitend ein CAS in Leadership. "Ich bin sehr froh um diese Weiterbildung, ich muss noch viel lernen", sagt Laura Zimmermann selbstkritisch. Auch für sie wird es ein Weg der vielen kleinen Schritte sein.
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